Turbulente Tage auf Kos

Turbulente Tage auf Kos

Zurück nach Kos – richtig geplant, oder einfach, weil wir uns wohlgefühlt haben? Die Antwort ist uns sehr leicht gefallen, denn die griechische Gastfreundschaft und die lieben Menschen, die wir letztes Jahr kennenlernen durften, haben uns zu einem weiteren Besuch der Insel bewogen. Schon der Landeanflug, von Süden her auf die Insel, und das Erkennen verschiedener Orte aus der Luft vermittelten ein schönes Gefühl der Wiederkehr. Und dann erst der Empfang in unserem Hotel – unglaublich. Die uns entgegengebrachte Herzlichkeit ist unbeschreiblich und ließ uns wie unter Freunden zuhause sein. Man war froh, uns zu sehen und überschüttete uns mit ehrlichem Lächeln, Umarmungen, Freudentränen und kleinen Präsenten. Nach einem Willkommensdrink auf der Hotelterrasse mit Meerblick, bezogen wir völlig gerührt und müde von der Anreise unser „altes“ Zimmer. Nach einem Schlaftrunk auf unserer Dachterrasse fielen wir in Tiefschlaf und ahnten noch nicht dass uns turbulente Tage auf Kos bevorstanden.

Anzeichen für stürmische Tage auf Kos

Ich wollte sie eigentlich völlig ruhig und entspannt verbringen. Meine Frau hingegen wollte gleich nach dem Frühstück Fahrräder besorgen und nach Kos-Stadt an den Hafen fahren. Eine gute Idee, denn im Meer oder am Pool können wir ja immer noch baden. Da wir letztes Jahr mit den Rädern und der Beratung von „Kakivelis Bikes“ sehr zufrieden waren, steuerten wir den Laden auch gleich wieder an. Wir wurden uns schnell mit dem Preis einig und mieteten für drei Tage schöne, stabile E-Bikes. Gemütlich radelten wir ins Zentrum von Kos-Stadt, flanierten um den Hafen, besuchten unsere Eisdiele, hingen in einer gemütlichen Lounge ab und genossen unseren ersten Tag. Endlich wieder Urlaub! Zurück im Hotel genossen wir unsere Hängematte und die Liegen auf unserer Terrasse und ließen die Seele baumeln. In der Nacht zog Sturm auf und der Regen peitschte gegen unsere Terrassentür. Waren das ersten Anzeichen für turbulente Tage auf Kos?

Schlechtes Wetter

am Sonntag. Zwar hatte es aufgehört zu regnen, aber die Temperatur war auch zurückgegangen und alles zeigte sich grau in grau. Daher beschlossen wir, nach dem Frühstück mit dem Fahrrad zum Salzsee in der Nähe von Tigaki zu fahren, um eventuell Flamingos zu sehen. Leider waren diese zu unserer Zeit nicht anzutreffen, lediglich ein paar Watvögel und Möwen konnten wir beobachten. Für mich waren die alten, zum Teil zerfallenen Gebäude am Seeufer jedoch interessanter. Sie dienen als Leinwand für Graffitis und auch als Rückzugsort für Jugendliche, sowie als Treffpunkt für Liebespaare. Ein Regenschauer zwang uns, in ein Straßencafé in der Touristenmeile von Tigaki zu gehen. Von der ersten Reihe aus hatten wir Spaß, das Treiben zu beobachten. Auf dem Rückweg ins Hotel besuchten wir die griechische Taverne „Ampeli”, in der wir fast nur mit Einheimischen typisch griechisches Essen genießen konnten. Satt und zufrieden gönnten wir uns schließlich an der Hotelbar noch einen Absacker und ließen den Tag entspannt ausklingen.

Unser Tag – die Perlenhochzeit

Ja, 30 Jahre sind eine lange Zeit aber ich würde sie jederzeit wieder heiraten! Wir schenken uns schon lange nichts mehr, dafür wurden wir vom Hotel und den Angestellten mit vielen Überraschungen, Kleinigkeiten und Nettigkeiten überhäuft. Der Morgen begann schon mit vielen Glückwünschen aus der Heimat, sodass wir unsere Handys stumm schalteten, während wir auf der Poolterrasse frühstückten. Das Wetter hatte sich wieder erholt, die Sonne schien aber es wehte ein strammer Wind. Ein kleiner Strandspaziergang genügt, um festzustellen, dass die Strömung und die Wellen nichts für Papa sind. Also auf in die Pedale und etwas für den kulturellen Horizont tun ohne Ahnung dass noch bewegte Tage auf Kos bevorstanden.

Asklepieion

Das Asklepieion, eine der Hauptattraktionen der Insel Kos, liegt etwa sieben Kilometer von unserem Hotel entfernt auf einer Anhöhe über Kos-Stadt. Es ist eine der bedeutendsten antiken Heilstätten des Altertums und ein wichtiges archäologisches Monument, das dem Heilgott Asklepios gewidmet ist. Das Asklepieion von Kos wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet, wahrscheinlich kurz nach dem Tod des berühmten Arztes Hippokrates, der auf Kos lebte und wirkte. Die terrassenförmig angelegte Anlage war zugleich Tempel, Heilzentrum und medizinische Schule. Von dem dorischen Tempel auf der zweiten Terrasse, der dem Gott Asklepios gewidmet war, stehen heute nur noch einige Säulen. Heute bewundern Besucher die verschiedenen Terrassen, Tempelreste und römischen Bauten, sowie die beeindruckende Aussicht auf das Meer und die Türkei. Die Tour hat Spaß gemacht und war auch mit dem Rad leicht zu bewältigen. Auf der Terrasse des H2O-Hotels hinter dem Hafen stießen wir mit einem Glas Sekt auf 30 Jahre an.

Turbulenter Abschluss am Abend

Für 17 Uhr hatten wir in einer urigen griechischen Taverne einen Tisch bestellt. Wir hatten einen schönen Abend mit unglaublich leckeren kleinen kalten und warmen Vorspeisen (Mezedes), die zum Teilen gedacht sind (Mezze ist eine griechische Art zu essen), und dann nur noch ein Hauptgericht für zwei Personen. Wäre da nicht die Rückfahrt mit dem Fahrrad gewesen. Da hat es mich so richtig satt gelegt, zum Glück nicht auf den Kopf, sondern auf beide Knie. Glück im Unglück: Auch meine Brille fand sich wieder, und der Rest muss einfach heilen.

Bummel in den Gassen der Altstadt

Die letzten Tage waren sowohl wettertechnisch als auch emotional sehr stürmisch. Mit meinen lädierten Knien und der rechten Hand (Männer können ja unsagbar leiden) war nicht mehr drin, als mit dem Rad in die City zu fahren und hinter dem Hafen die alten Gassen mit den unsäglich vielen kleinen Geschäften zu erkunden. In der Vorsaison hätte ich einen solchen Ansturm nicht erwartet. Die Altstadt von Kos verbindet historisches Flair mit einer Vielzahl an Einkaufsmöglichkeiten. Man findet dort nicht nur Märkte mit regionalen Leckereien und frischen Lebensmitteln, sowie Handwerkskunst – vom Olivenholz-Spielset bis zu Maß-Sandalen –, sondern auch Schmuck- und Lederstücke griechischer Designer. Bei unserem Bummel durch die Gassen besuchten wir auch die Agia Paraskevi, die Bischofskirche von Kos. Sie liegt oberhalb der Markthalle nahe dem Eleftherias-Platz. Die Basilika ist im Inneren mit prächtigen Wandmalereien und Mosaiken verziert. Beim Erdbeben 2017 wurde die Kirche stark beschädigt, weshalb immer noch Renovierungsarbeiten im Gange sind.

Auf in den Südwesten von Kos

Die unruhigen Tage haben uns sehr gefordert, was ich selbst nicht so wahrgenommen habe. Für die Fahrt in den Südwesten war es besser, ein Auto zu mieten, statt eine der unzähligen geführten Touren der Anbieter zu nehmen. Unsere Route führte uns zuerst an den Strandabschnitt zwischen Tigaki und Mastichari. Ein Einheimischer empfahl uns, unbedingt den Tam-Tam-Beach zu besuchen. Na ja, nichts Besonderes, sodass wir gleich weiter nach Mastichari fuhren. Im Hafen legte gerade eine Fähre zur Insel Kalymnos ab, die zu der „3-Insel-Tour” gehört, die wir immer noch nicht unternommen haben. Vom Norden der Insel aus fuhren wir dann weiter, am Flughafen vorbei, in Richtung Südwesten.

Paradise Beach

Hier ist schon einiges mehr los, als in der vergleichsweise ruhigen Ecke im Nordosten. Es wird alles geboten, was an Wasserspaß möglich ist, und im Minutentakt fahren Schiffe mit Touristen raus. Der Sandstrand war leider brütend heiß (barfuß Laufen war fast unmöglich) und für die Vorsaison unter der Woche schon sehr gut besucht. Da die Schlange an der Strandbar zu lang war, trieb uns der Durst weiter nach Kefalos zum wunderschönen Strand.

Agios Stefanos

Die direkt am Strand gelegene Ausgrabungsstätte der Agios-Stefanos-Basilika und die malerisch in der Bucht von Kefalos vorgelagerte Insel Kastri machen diesen Strand zu einem besonderen Highlight der Insel Kos. So unspektakulär der Strand an sich ist, wird er durch die Umgebung zu etwas Besonderem. Er ist besonders bei Familien beliebt, da das Wasser hier sehr flach und ruhig ist. Bis nach Kefalos sind es etwa 2,5 Kilometer. Oberhalb dieses Strandabschnitts machen wir es uns in einer Taverne gemütlich, die zwar an der Hauptstraße liegt, aber einen tollen Blick über die Bucht und den Golf von Kefalos bietet.

Pyli

Auf der Rückfahrt von Kefalos schickt uns das Navi über eine unscheinbare Straße voller Schlaglöcher, vorbei an Industrie- und Abfallentsorgungsbetrieben, in die Berge. Es wird immer grüner und bald erreichen wir unser nächstes Ziel, das malerische Dorf Pyli. Pyli liegt im Inneren der Insel und ist für seine schöne Lage und historische Bedeutung bekannt. Es liegt in einer fruchtbaren Gegend, umgeben von grünen Hügeln und Bergen, und ist somit ein ruhiger und charmanter Ort. Das Dorf ist bekannt für seine traditionellen Tavernen, in denen man die lokale Küche genießen kann, sowie für die antike Festung, die einen grandiosen Ausblick bietet. Diese besuchen wir heute jedoch nicht, da wir vor dem großen Ansturm zum Sonnenuntergang nach Zia wollen.

Sonnenuntergang in Zia

Als wir durch die schmalen, gepflasterten Gassen von Zia fuhren, die von unzähligen Souvenirläden gesäumt waren, konnten wir nicht ahnen, was in etwa zwei Stunden hier los sein würde. Ein Einheimischer, den wir letztes Jahr kennengelernt hatten, sagte uns, welchen Parkplatz wir anfahren und welche Taverne wir besuchen sollten. Wir saßen in der ersten Reihe auf einer Terrasse und ließen es uns schmecken. Der Ausblick auf die Nordküste und die Türkei ist grandios. Griechisches Essen im Sonnenuntergang – ein wahrhaft schönes Erlebnis. Von oben sehen wir die Touristenbusse, die sich den Berg hochquälen, ihre Besucher ausspucken und Parkplätze im Wald anfahren. Bevor die Sonne komplett untergegangen ist, machen wir uns auf den Rückweg in unser Hotel. Dort mischt uns Kontessa, unsere Barfrau, leckere Margaritas, die wir nach diesem ereignisreichen Tag verdient haben.

Turbulente Tage auf Kos vergehen so schnell

und schon steht die Abreise an. Wir verbringen den letzten Tag am Strand, besuchen unsere Taverne, packen unsere Sachen und fahren um 16 Uhr zum Flughafen. Wir danken allen lieben Griechen, egal ob aus unserem Hotel, den Tavernen oder dem Fahrrad- und Autoverleih. Es ging richtig rund in dieser Woche, auch wenn nicht alles so lief, wie es sollte. Leider bin ich immer dafür verantwortlich, aber für die meisten turbulenten Tage auf Kos tut es mir leid. Was zählt, ist, dass wir eine schöne Zeit hatten.

2 Antworten

  • Lieber Manfred,
    und wieder – wie gewohnt von dir….hast du mich auf eine schöne Reise mitgenommen. Schöne Bilder, tolle Eindrücke und ich hatte wieder einmal das Gefühl dabei gewesen zu sein.
    Morgen werde ich meinem Enkel deinen traumhaft schönen Bericht zeigen, der mit seiner Frau im September nach Kos fliegt, da kann er sich „einstimmen“.
    Liebe Grüße Ulrike

  • Lieber Manfred,
    Auch wenn ich mich jetzt wiederhole, deine Fotos sind traumhaft schön und deine Texte nehmen mich mit auf die Reise.
    Ich danke dir dafür
    Liebe Grüße Heidrun

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