Halligentzug schmerzt

Halligentzug schmerzt
Günther Du wirst es vermissen

 

Halligentzug schmerzt

und das können wir nach fast 9 Monaten beide bestätigen. Obwohl wir, was den aufmerksamen Lesern meines Blogs nicht entgangen ist, dieses Jahr bereits einige Ziele in Europa bereist haben, war es endlich Zeit, wieder unsere geliebte Hallig Langeneß zu besuchen. Erklären konnten wir es nicht, es war einfach da, dieses Gefühl, das Halligentzug schmerzt. Erster Schock in Breklum – unser EDEKA Markt mit der Kinsky Fleischtheke geschlossen. Nein, er befindet sich jetzt gegenüber in einem größeren neuen Gebäude. So konnten wir wie gewohnt uns mit frischen Leckereien für unseren Aufenthalt eindecken. Der Urlaub beginnt wenn wir am Fähranleger in Schlüttsiel ankommen. Wunderschöner blauer Himmel und die Warfen der Halligen Gröde, Habel, Oland, Hooge und Langeneß präsentieren sich uns in der schönen Morgensonne. Endlich wieder da, den Geruch der Nordsee in der Nase, halten wir uns fest und wünschen uns einen schönen erholsamen Urlaub nach der nächtlichen Fahrt durch halb Deutschland. Der Schmerz des Halligentzugs schwindet jetzt minütlich.

Ankunft Fähranleger bei Rixwarf

Nach einer ruhigen Überfahrt und diversen Gesprächen mit Mitreisenden und Mitarbeitern der Fähre, erreichten wir endlich unser Ziel Hallig Langeneß. Kaum von Bord gab es Begrüßungen und Umarmungen von Einheimischen, die wir jetzt, für unsere Verhältnisse, schon lange nicht mehr gesehen haben. Besonders erwähnen möchte ich den König der Rixwarf und des Kiosks Günther Schilling, auf den ich noch zu sprechen komme. Schön dass alle guter Stimmung und gesund sind. Man hatte uns bereits vermisst und hieß uns herzlichst willkommen. Da wird uns auch wieder bewusst, dass Halligentzug schmerzhaft ist. Auf der Fahrt zu unserer Ferienwohnung auf Norderhörn sehen wir schon von weitem die Bautätigkeiten auf Süderhörn wo ein neues Gebäude für das vom Blitzschlag zerstörte errichtet wird. Auch von der Baustelle winkt man uns schon zu – man kennt unser Auto. Am ersten Tag nehme ich die Kamera nur zum Abendessen mit, in der Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang – ich wurde nicht enttäuscht.

Die ersten Tage

verbringen wir mit Laufen, dem Besuch bei Ela’s Futterluke auf Hunnenswarf und Austausch von Neuigkeiten mit Freunden auf der Hallig. Traumhaftes Wetter sorgte auch für gute Stimmung und Erholung, denn innerhalb weniger Stunden waren unsere Arbeit zuhause, die Firmen und der Alltagsstress am Horizont verschwunden. Auch der erste Sonnenbrand ließ sich trotz Vorsicht nicht vermeiden. Ebenso wie der Halligentzug schmerzt, mussten wir auch erfahren, dass Personalmangel für Gäste auch unangenehme Seiteneffekte haben kann. Immer noch in der Hauptsaison können bestimmte Serviceleistungen der Gastronomie vor Ort nicht mehr geboten werden und wechselnde Schließungen der Restaurants im Gasthaus und Hotel sorgen zum Teil schon für Missstimmung bei einigen Gästen. Verhungert ist aber noch keiner und es gibt Schlimmeres. Trotzdem ist uns schon aufgefallen, dass nicht mehr so viele Gäste die Hallig besuchen. Dabei ist dieser Ort immer einen Besuch wert und vor allen Dingen eine Oase der Ruhe und Erholung.

Warum schmerzt Halligentzug ?

Ich weiß nicht, ob die Frage in einem Satz erklärt werden kann. Es ist so Vieles, was Hallig Langeneß für uns bedeutet: Ruhe, Erholung, Freunde, Natur, frische Seeluft, Günthers Kiosk und die leckeren Fischbrötchen, viele nette Gäste und neue Kontakte, endlich Zeit für uns Beide, kein Stress … die Aufzählung läßt sich noch erweitern, aber ich möchte nicht langweilen mit Dingen, die dem aufmerksamen Leser schon längst bekannt sind.

Glück hatte ich dieses Mal mit einigen Tieren vor der Linse.

Wetterumschwung nach einer Woche

Das Wetter wird plötzlich seltsam. Zum Teil windstill, drückend feucht, diesige Luft und der Wind dreht von Ost auf Nord-Nordwest. Ständig sieht es nach Regen aus und ab und zu schüttet es für ein paar Minuten wie aus Kübeln. So wird das „Wandern“ zum Vabanquespiel und wir beobachten den Himmel mit einem Auge und mit dem Anderen immer auf der Suche nach einem Platz zum Unterstellen. Die Strömung aus dem Norden bringt auch niedrigere Temperaturen mit sich, sodass wir schon mal zu einer Jacke greifen müssen. Aber unserer Laune tut das keinen Abbruch – so haben wir mehr Zeit für uns oder für einen gemütlichen Plausch mit Freunden im Gasthaus oder bei Günther im Kiosk. Wir können es immer noch nicht glauben und es schmerzt: Wir werden Günther auf der Hallig zum letzten Mal sehen.

 

Am Ende schmerzt

nicht nur der Halligentzug, auch sind in den letzten Monaten 2 Halligbewohner wieder von uns gegangen, deren Verlust uns auch sehr getroffen hat. Hans Werner Johannsen, der Besitzer von Inke’s Cafe und der Mann mit der Teufelsgeige Bruno Petersen. In 27 Jahren sind sie uns sehr ans Herz gewachsen und ihr Verlust schmerzt. Wir fühlen mit den Angehörigen und werden sie immer in unseren Herzen behalten. Günther, der König der Rixwarf und des Kiosks, wird die Hallig nun endgültig verlassen und ins Erzgebirge zurückkehren. Alle Gäste, die ihn lieben und schätzen, können es nicht glauben und hoffen, er wird doch noch bleiben oder zurückkommen. Es ist so, als ob der Fähranleger verschwindet und man etwas Neues erfinden bzw. bauen muss. Wir verlieren mit Günther einen liebgewonnenen Freund, der uns in all unseren Jahren sehr ans Herz gewachsen ist. Hallig Langeneß ist ohne Günther nicht vorstellbar – das wird auch seinen Freunden und den Halligbewohnern schmerzhaft bewusst. Wir lieben ihn, wünschen ihm in seinem wohlverdienten Ruhestand Gesundheit, Zufriedenheit und noch eine schöne gemeinsame Zeit mit seiner Familie.
Der Trost für uns, wir kommen schon an Weihnachten wieder und für Euch noch ein paar schöne Eindrücke der vergangenen 14 Tage.

14 Antworten

  • Moin

    Ich danke dir für den schönen Kommentar ja auch ich werde euch vermissen aber es muss mal sein sonst schaff ich den Absprung hier nicht. Liebe Grüße Günter

  • Moin Manfred!

    Wieder so schöne, stimmungsvolle Fotos. 😍

    Dass Halligentzug schmerzt, das kann ich so gut nachvollziehen. Da braucht es bei mir keine 9 Monate.
    Ich freu mich schon sehr auf den nächsten Halligaufenthalt, obwohl ich vor weniger als 2 Wochen noch dort war.
    Und beim nächsten mal werden wir uns dann auch wieder sehen.

    Bis bald,

    Bea

  • Lieber Manfred,

    was soll ich zu deinen Bildern und den Beschreibungen noch sagen……mir fehlen ganz einfach die Worte…..traumhaft schön, wie immer und ich kann verstehen das der Entzug schmerzt.
    Aber in ein paar Wochen ist es ja wieder soweit und ihr könnt die Hallig wieder in vollen Zügen geniesen.
    Danke für die schöne Bilderreise – man hat das Gefühl dabei gewesen zu sein –

  • Moin ihr Beiden, wieder wunderschöne Bilder und wieder sitze ich zu Hause und heulen Rotz und Wasser,..Ja der Halligentzug wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wenn alles klappt ,sind wir 2025 auch 2x auf unserer Seelenhallig.🤩Liebe Grüße…und Günter wird uns auch sehr fehlen,..aber ich kann ihn verstehen .

    • Hallo Ute,
      zuerst herzlichen Dank dass Dir die Bilder gefallen und für Deinen netten Worte. Aber nicht weinen sondern freuen
      auf die nächste Zeit an diesem schönen Ort.
      Gruß an die Familie
      Manfred

  • Lieber Manfred,
    Ich kann mich nur wiederholen. Sagenhafte, eindrucksvolle Fotos und beim lesen geht einem das Herz auf.
    Genießt es und ich freue mich schon auf deine nächste fotoreihe.
    Ganz liebe Grüße, Heidrun

    • Hallo Heidrun mein treuster Fan,
      schön dass Dir diese Bilder vom letzten Aufenthalt auch wieder gefallen
      und Du mir Motivation zum Weitermachen gibst.
      Danke und schönes Wochenende
      Manfred

  • Lieber Manfred,
    wie alle vorherigen Halligberichte und traumhaften Fotos lässt mich dieser erneute Einblick in dieses wunderschöne Fleckchen Erde begeistern. Irgendwie fühle ich mich beim Lesen und Schauen mit Euch vor Ort. Ist es doch der gegenteiligste Ort zu unserem jetzigen Umfeld. Durch die vielen traumhaften Fotos bin ich wenigstens auf diese Art auf der Hallig und das freut mich sehr. Vielen Dank dafür. Liebe Grüße von den Neusteiermärkern Hannelore, Ralph und Netty

    • Liebe Hannelore,
      schön, dass ich Euch Momente der Begeisterung mit meinen Bildern bescheren konnte.
      Grüße in die Steiermark und bleibt gesund
      Manfred

  • Hallo Manfred, die Sonnenuntergänge sind der Wahnsinn. Deine Motiv-Kompositionen werden immer künstlerischer. Echt toll !!! Wir sind jedes Mal wieder von neuem überrascht was für neue Blickwinkel Du findest… wo man doch glauben könnte, die Anzahl der Motive auf einer so kleinen Insel müsse begrenzt sein.

    • Liebe Ursula, lieber Sven,
      vielen Dank für Euer Lob was neuer Ansporn für mich bedeutet. Ebenso freut mich die
      Lokalrunde die ihr unwissenlich gerade ausgegeben habt: Eine Halligen sind keine Insel in dem Sinne.
      Sie haben keinen Festlandsockel, sind nicht eingedeicht und werden regelmäßig bei Sturm
      überflutet. Da legen die Einheimischen besonders Wert drauf. Ich nehm ein Flens !

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