Weihnachten im Nebel – Sturm und Landunter

Weihnachten im Nebel – Sturm und Landunter

Weihnachten im Nebel - Sturm und Landunter
Weihnachtsbaum vor Hus Nuke Norderhörn
Wieder kam alles anders
Schon 2 Tage vor Weihnachten,  also am Sonntag den 4. Advent fuhren wir am frühen Morgen gen Norden zu unserer geliebten Hallig Langeneß. Ausgeschlafen, wenig Verkehr und die Vorfreude ließ uns gut vorankommen. Dadurch hatten wir auch noch Zeit für ein gemütliches spätes Frühstück in der Lüneburger Heide. Was werden wir dieses Mal erleben, wie wird das Wetter und welche Menschen werden wir bei diesem Aufenthalt kennenlernen ? Diese Fragen und die Aufarbeitung des fast zu Ende gegangenen Jahres 2024 waren unser Gesprächsstoff auf der Fahrt. Wissen konnten wir da noch nicht, dass Weihnachten im Nebel, Sturm und Landunter zum Jahreswechsel  auf uns zukommen würde. Außerdem drohte mir meine Frau schon ein großes Maß an Bewegung für meine Gelenke an. Nun denn…
Schön auf der Überfahrt ging es los

Nicht nur die Mannschaft, auch Martin die treue Seele des Bordrestaurants, freuten sich uns wieder zu sehen. Sonst halten wir uns auf der Überfahrt auf dem Autodeck auf, aber dieses Mal treibt uns  der kalte Wind „unter Tage“ ins Bordrestaurant. Dort stoßen wir auf eine Truppe aus sehr liebenswerten interessanten Menschen. Die uns entgegengebrachte Herzlichkeit, sind wir so von Fremden nicht gewohnt und sind davon, nach unserer Ankunft und am nächsten Tag, noch begeistert. Auf Langeneß angekommen sehen wir noch die Spuren des gerade vergangenen Landunters. Nach Begrüßung auf der Warft und einem guten Abendessen geht’s ab in die Koje.

Die Drohungen meiner Frau werden wahr
Gleich am ersten Tag ging es bei blauem Himmel und Sonnenschein die ersten 10 km über die Hallig, wo ich meine neuen Wanderschuhe einlaufen konnte. Sehr zur Verwunderung meiner Frau, hatte ich keine Kamera mitgenommen. Erst einmal wollte ich runterkommen und mich in der Ruhe einfach fallen lassen – für Fotos gibt es bestimmt noch weitere schöne Tage. Sollte aber nicht ganz so sein. Die frische Meeresluft und die Bewegung sorgten jedenfalls für einen guten, tiefen und erholsamen Schlaf.
Heilig Abend auf Norderhörn
An Heilig Abend der erste Wetterumschwung. Weihnachten im Nebel – Sturm und Landunter war schon angesagt. Man konnte meinen, im schottischen Hochmoor spazieren zu gehen. Nebel, der die ohnehin schon wenigen Geräusche der Vögel dämmte und eine maximale Sicht bis zu ca 20 m zuließ, hüllte uns ein. Trotzdem liefen wir gut eingepackt stolze 13,5 km und bereiteten am späten Nachmittag unser Abendessen vor. Das was wir lieben und weshalb wir auch Weihnachten hier verbringen: Lässig locker gemütlich Essen und Trinken, nett unterhalten und keinen Zwängen und Verpflichtungen zu unterliegen – WAHNSINN.
Nach den Feiertagen die Kalorien verbrennen
An den Feiertagen durften wir auch einmal unsere Regenhosen auf Dichtigkeit testen und die Erfahrungen waren durchweg positiv. Die Regenschauer die immer mal wieder während unseren Wanderungen auftraten, konnten uns nichts anhaben und wir wurden auch immer mutiger was die Entfernungen anbelangt. 15 km war der neue Spot und in der Dämmerung kamen wir müde, durstig und auch fix und fertig in unserer Ferienwohnung an. Stolz auf das Erreichte, bereiteten wir unser Abendessen und gingen früh zu Bett. Bis dahin hatten wir den gesamten Osten und den Westen der Hallig besucht und bewandert – teils auf der Steinkante oft aber auch über die Straße. Noch waren ja keine Touristen angekommen und die Einheimischen kamen auch nur aus ihren Häusern, wenn sie mussten, was ja auch normal bei diesem Wetter ist.
Es kehrt wieder Betrieb auf der Hallig ein
Am 27. Dezember kamen auch schon die ersten Urlauber, die größtenteils mit Ihren Hunden ein ruhiges, böllerfreies Silvester erleben wollten. Wir erledigten kleine Einkäufe, da für kommende Nacht Hochwasser gemeldet wurde. Kaum ausgeschlafen, auf zum Fenster um zu schauen, ob tatsächlich Wasser gekommen ist. Nichts, aber es fiel schon auf, dass bei Ebbe das Wasser nicht so weit zurückgegangen ist wie sonst. Außerdem pustete der Wind schon ziemlich fest. Dann wird vermutliche heute Mittag das Wasser kommen und genau so war es dann auch. Der Wind brachte Spitzen mit 112 km/h und wehte meine Frau fast von der Straße. Wir fuhren unseren Wagen in Sicherheit und zogen uns auf die Warft zurück. Relativ schnell lief die Hallig zu, die Zäune der Fennen verschwanden nach und nach, Gänse und andere Seevögel zogen sich auf die Warftkanten zurück und zum Schluss schauten nur noch vereinzelt Verkehrszeichen zwischen den Wellenkämmen heraus. Was für ein Erlebnis !
Weihnachten im Nebel - Sturm und Landunter
Der nächste Tag Landunter
Die Tage bis zum Jahreswechsel
Bis zum Jahreswechsel zog sich das Meer vom Land zurück, hinterließ aber durchtränkte Wiesen, sodaß wir auf die Steinkante oder Straße zum Wandern angewiesen waren. Und die Straße kann sich ewig ziehen. Da kam es gerade gut, dass die Nachfolgerin für Günthers Kiosk auf Rixwarf, sich den Einheimischen und Gästen bei frischen Futjes und Glühwein vorstellte. Für Nadine wird es eine doppelte Herausforderung werden: Vom Festland auf die Hallig und Günther’s Platz einnehmen. Das wird nicht so leicht, wie manch einer vielleicht denkt, aber wir wünschen ihr viel Glück und Erfolg und werden ein sicherer Kunde des Kiosk bleiben. Danach sollten wir noch zu Traute’s Silvesterpunsch auf Tamenswarf. In gemütlicher Runde mit Einheimischen und Gästen verbrachten wir den Nachmittag um uns auf den Heimweg am Silvesterabend zu machen. Bei leckerem Essen überkam uns die wohlige Müdigkeit und nach dem Jahreswechsel gingen wir zu Bett. Das Wetter tobte sich mit Sturm und Regen in dieser Nacht aus und wir schliefen friedlich dem ersten Tag des Jahres 2025 entgegen.
So schnell vergingen die Tage
Wieder hat uns die Hallig überrascht mit dem was wir dort erleben durften. Neue, liebe und interessante Menschen kennengelernt, mit längst bekannten Einheimischen Kontakte intensiviert oder zum ersten Mal länger gesprochen. Günther, der Bürgermeister von Rixwarf, König des Kiosk, der die Hallig im Oktober verlassen hatte, kam über Silvester zurück und das Wiedersehen war toll. Es gibt eigentlich keine Hallig ohne Günther, oder Günther kann nicht ganz ohne Langeneß und die Nordsee. Er machte für uns Weihnachten im Nebel – Sturm und Landunter zu einem besonderen Ereignis.
2024 war auch für die Bewohner ein eingreifendes Jahr. Sechs Bewohner sind von uns gegangen: Hans Werner Johannsen, Doris Schladenhaufen, Bruno Petersen, Hauke Petersen, Alfred Sönnichsen und nach Weihnachten Frerk Johannsen. Ein großer Verlust für die Hinterbliebenen und für das Gesicht der Hallig. Alle werden sie uns fehlen aber in unseren Erinnerungen weiter leben. Es war schön sie kennenlernen zu dürfen.
Nachtrag:
In der Zeit wo ich diesen Bericht geschrieben und die Bilder sortiert und bearbeitet habe, haben zwei weitere Bewohner die Hallig für immer verlassen. Peter Schnor und Gerd Karau. Mögen sie in Frieden ruhen.

4 Antworten

  • Beim Betrachten der Fotos und beim Lesen der Texte bekomme ich wieder heftiges Hallig-Weh.

    Ich denke sehr gerne zurück an die Tage auf der Hallig um den Jahreswechsel rum. Es war schön, dass wir uns da wieder mal getroffen haben.

    Und so tolle Fotos hast du wieder gemacht, auch bei regnerischem Wetter, Nebel und zum Teil tiefgrauem Himmel. Die jeweilige Stimmung wie immer bestens eingefangen.

    Hoffen wir, dass so bald kein weiterer Halligbewohner für immer gehen muss. Danke, dass du die im letzten und diesem Jahr Verstorbenen hier erwähnst. Ich bin auch froh, sie gekannt zu haben. Mögen sie in Frieden ruhen.

    • Hallo Bea,
      ja, es war schon wieder „Besonders“ um den Jahreswechsel. Das macht die Hallig, ihre Bewohner
      und liebgewonnene Gäste aus.
      Freut mich dass Dir die Fotos wieder gefallen.

  • Lieber Manfred, deine Bilder sind ja immer toll, aber diese sind wirklich sehr beeindruckend, ganz toll und deine Texte dazu gibt einem immer das Gefühl ein Stück weit dabei gewesen zu sein.
    Liebe Grüße, Heidrun

    • Liebe Heidrun,
      schön dass Dich meine Fotos wieder begeistern. Freut mich immer von Dir zu hören.
      Bald gibt es wieder Fotos mit Sonne und Sandstrand

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert